„Bürgerfreundliche Verwaltung“ ist genau wie „Bürokratieabbau“ ein gern benutztes Schlagwort für Sonntagsreden. Gefordert wird es immer, umgesetzt hingegen nicht automatisch. Deswegen wird die Umsetzung wirklich „bürgerfreundlicher Verwaltung“ eines der maßgeblichen Schwerpunktthemen der kommenden Amtszeit sein. Was heißt das?
Verwaltungsabläufe optimieren
Die Stadtverwaltung ist keine Obrigkeit, Kritik daran keine Majestätsbeleidigung – ganz im Gegenteil: Verwaltungsabläufe können nur optimiert werden, wenn aus der Einwohnerschaft fortlaufend Rückmeldung kommt, wo Verbesserungsbedarf besteht. Die Verwaltung ist beim „Zuhören“ gefragt. Nicht nur bei den weiter durchzuführenden regelmäßigen Bürgersprechstunden des Oberbürgermeisters. Diese sollen künftig nicht nur im Rathaus Ebingen durchgeführt werden, sondern auch in allen Ortsteilen. Ebenso selbstverständlich muss die Verwaltungsspitze insgesamt regelmäßig in allen Ortsteilen präsent sein, um lokale Anliegen aus den Teilgemeinden auch gemeinsam mit dem jeweiligen Ortschaftsrat zu besprechen.
Dienstleistungskultur leben
Darüber hinaus muss die Reaktionsmöglichkeit der Einwohnerschaft auch online weiter ausgebaut werden: Aus dem bisherigen „Mängelmelder“ der Verwaltung muss ein Online-Bürgerportal entwickelt werden, das auch die Möglichkeit gibt, anderweitige Kritik und Anregungen zu äußern. Das muss verwaltungsintern auch umgesetzt werden: Die Verwaltung und jede einzelne Mitarbeiterin und Mitarbeiter müssen eine Dienstleistungskultur leben, die den Bürgern der Stadt auf Augenhöhe begegnet. Diese sind nicht lästige Bittsteller, sondern letztlich in der Summe die eigentlichen Chefinnen und Chefs der Verwaltung.
Information ist aber keine Einbahnstraße: Auch Verwaltung und Kommunalpolitik sind gefragt, größtmögliche Transparenz zu entwickeln, um Einwohnerinnen und Einwohner mit einzubeziehen und Entscheidungen transparent zu machen. Dazu gehört insbesondere, auch die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats und dessen Ausschüsse künftig für Interessierte als Online-Stream zugänglich zu machen.
Nicht erst seit Corona ist klar: Ohne Digitalisierung können viele Arbeitsabläufe nicht weiter verschlankt werden. Das ist aber gerade innerhalb der Stadtverwaltung dringend notwendig: Einerseits zur Entlastung des vorhandenen Personals, andererseits auch zur Vermeidung ausufernden Personalbedarfs in Zeiten knapper Kassen und des Fachkräftemangels. Deshalb wird in den kommenden Jahren zentral sein, ämterübergreifend Verwaltungsarbeit weiter zu digitalisieren und zu vereinfachen. Die Zukunft gehört nicht Papier und Stempel – bürgerfreundliche Verwaltung findet innerhalb des Rathauses und im Bürgerkontakt online statt. Dabei darf der Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigt werden: Für die Umsetzung des neu zu schaffenden Digitalkonzepts ist deshalb eine eigene Stabsstelle im Dezernat des Oberbürgermeisters anzusiedeln, die eine kurzfristige Umsetzung der Digitalisierung ämterübergreifend begleitet und insbesondere auch in Kontakt mit der örtlichen Hochschule sowie entsprechenden Fachfirmen für zügige Umsetzung und hohen Sicherheitsstandard sorgt.
Digitale Verwaltung kann mehr, als derzeit in Albstadt bereits umgesetzt wird. Ziel ist es deshalb, alle Behördengänge, die nicht aus zwingenden gesetzlichen Gründen persönlich erfolgen müssen, entbehrlich zu machen. Das darf nicht aufgeschoben werden, sondern ist primäres Ziel. Für alle Vorgänge, in denen die Bürgerinnen und Bürger direkten Kontakt mit der Verwaltung brauchen, ist das Bürgerbüro in Tailfingen Vorbild: Nicht Einzeltermine bei unterschiedlichen Ämtern sind das Zeichen der Zeit, sondern kompetente Ansprechpartner, die verwaltungsintern weiterleiten. Ausgedient haben „Nummer ziehen und Warteschlange“, wie aktuell oftmals noch im Rathaus Ebingen. Stattdessen ist auch dort entsprechend dem Muster in Tailfingen ein Bürgerbüro einzurichten. Soweit dies finanziell und gebäudetechnisch umsetzbar ist, kann dies in Zukunft auch in den gemeinsam mit dem in die Innenstadt Ebingen zurück zu verlagernden Medienzentrum gemeinsam geschehen.
Alle Stadtteile gleichberechtigt im Fokus der Stadtverwaltung
„Leben weit über normal“ – der aktuelle Claim der Stadt Albstadt für das überregionale Stadtmarketing. „Leben in Albstadt“, das bedeutet Leben in der einwohnerstärksten Stadt des Zollernalbkreises und der Region, Leben in einer Stadt mit 9 Stadtteilen, jeder für sich liebenswert und mit eigenen Schwerpunkten, Vereinen und Traditionen. Leben in Albstadt heißt aber auch, Leben in einer Industriestadt, in einer Hochschulstadt und in einer Stadt, unterschiedlicher Generationen.
Albstadt war schon immer die Summe seiner einzelnen Stadtteile. Das muss auch in Zukunft so bleiben. Deswegen setzt eine gute Zukunftsentwicklung unserer Stadt voraus, dass auch alle Stadtteile gleichberechtigt im Fokus der Stadtverwaltung stehen müssen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit nur begrenzt zur Verfügung stehenden Mitteln muss trotzdem der Fokus auf die Belange der Gesamtstadt gelegt werden, so dass auch beim Festsetzen der Prioritäten für Projekte innerhalb der Stadt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Belangen der einzelnen Ortsteile vorhanden sein muss.
Transkript des obigen Videos
Im Übrigen ist ein Aspekt bürgernaher Verwaltung natürlich aber auch die Einführung von Digitalisierung. Nicht jeder muss wegen jeder Aufgabe direkt am Rathaus erscheinen. Wir reden seit Jahren darüber, kommen aber bislang nicht voran. Das muss umgesetzt werden. Was digital erledigt werden kann, muss künftig digital auch ermöglicht werden. Eine große Herausforderung. Ebenso wie es gilt, die Strukturen in der Stadt innerhalb der Verwaltung, die seit Stadtgründung unverändert sind, genau zu überprüfen, ob die Dezernate richtig zukunftsfähig zugeschnitten sind. Auch da gilt es, Kosten zu optimieren und Reibungsverluste zu verhindern. Eine weitere Aufgabe, die es kurzfristig nach Amtswechsel anzugehen gilt.