Ziele bei der Energiewende für Albstadt
– mutig neue Wege gehen
– Biomasse, Wärmenetze, Photovoltaik
– energetische Sanierungen
– bei (städtischen) Neubauten Wert auf hohe Energieeffizienz legen
– intelligente Gebäudeplanung – Energieeffizienz geht vor Luxus
– energetische Neuausrichtung der Stadt
– Vermögen durch vorausschauende Planung erhalten
Eine der großen Herausforderungen der Gegenwart ist eine nachhaltige Energie- und Wärmeversorgung, wobei Nachhaltigkeit hier als ausgewogenes Verhältnis zwischen den ökologischen Notwendigkeiten, der gebotenen Wirtschaftlichkeit und der erforderlichen Versorgungssicherheit verstanden wird. So sind die dramatischen Preissprünge der letzten Monate im Bereich der Energieversorgung ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass sich die Stabilität der letzten Jahrzehnte gravierend verflüchtigt. Dabei sind sowohl die russische Invasion in der Ukraine als auch eine Fülle an gesetzlichen Vorgaben zum Schutz des Klimas ursächlich dafür, dass die Energiemärkte sich auf Dauer verändern werden. Damit hat insbesondere die Sorge ob Energie überhaupt verfügbar bzw. vor allem bezahlbar ist und bleibt, auch bei uns vor Ort deutlich an Gewicht gewonnen und betrifft die gesamte Einwohnerschaft in hohem Maße. Daher muss das Thema nachhaltige Energie- und Wärmeversorgung im Mittelpunkt künftiger Kommunalpolitik stehen.
Dezentrale Energie- und Wärmesysteme aufbauen
Wir werden zur Innovation gezwungen – nicht allein auf der „großen politischen Bühne“. Bei realistischer Betrachtung muss die Energiewende gerade auf kommunaler Ebene geplant und realisiert werden. Planungen dürfen nicht über zu lange Zeiträume dauern, es geht um das „Umsetzen“ so schnell als möglich. Gutes Leben in Albstadt ist davon abhängig, schnellstmöglich auf kommunaler Ebene alles zu tun, um möglichst dezentrale Energie- und Wärmesysteme aufzubauen und zu verwenden. Dies vor allem auch für den Industrie-, Handwerks- und Handelsstandort in Albstadt. Die Bürgerinnen und Bürger sind von dieser Entwicklung privat betroffen, ebenso unsere einheimische Wirtschaft, die auf verlässliche und bezahlbare Energieversorgung zwingend angewiesen ist. Dies geht nicht von „heute auf morgen“ – die Entscheidungen müssen aber jetzt getroffen werden.
Ziel muss es sein, künftig einen erheblichen Teil unserer Energie lokal zu erzeugen und vorab in die Netze einzuspeisen. Zentrale Großkraftwerke ergänzen das System und ein Verbundnetz sichert es ab.
Neben Strom wird aber auch die Versorgung mit Wärme immer wichtiger. Das kann Hand in Hand gelingen, indem wir kleine Heizkraftwerke sowie Solarwärmekraftwerke errichten und zugleich beginnen, neue Wärmenetze in der Stadt aufzubauen.
Querschnittsaufgabe für alle
Die Energie- und Wärmewende in Albstadt wird nur gelingen, wenn alle Beteiligten eingebunden werden. Nicht „die Stadtverwaltung“, „die Albstadtwerke“ oder irgendjemand sonst kann dieses Großprojekt alleine stemmen. Es geht um eine Querschnittsaufgabe, an der Verwaltung, Albstadtwerke, Bürgerinnen und Bürger sowie Handwerk und Wirtschaft gleichermaßen beteiligt werden müssen. Dabei müssen auch Bürgerbeteiligungsprojekte – etwa in Form von Energie- und Wärmegesellschaften und Genossenschaften eingebunden werden, die es zu gründen gilt. Auch hier müssen bürokratische Hürden abgebaut und zügiges Handeln ermöglicht werden. Energie- und Wärmeversorgung sind deswegen eine absolute „Chefaufgabe“.
Lokale Ressourcen zum Einsatz bringen
Biomasse, Geothermie, Wind und Photovoltaik stehen uns bereits jetzt zur Verfügung. Albstadt hat in Deutschland mit die meisten Sonnenstunden im Jahr und verfügt über große und nachhaltig bewirtschaftete Waldflächen. Dies ist unsere Chance, fossile Brennstoffe in Albstadt zu ersetzen.
Auch wenn wir derzeit Energiesysteme wie Brennstoffzellen, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Biomasse die vorhandenen Strukturen nicht von „heute auf morgen“ komplett ersetzen können, werden diese in der Zukunft einen viel höheren Beitrag leisten müssen, um die Nachhaltigkeit unserer Energieversorgung um den Schutz der Umwelt zu verbessern. Eine Chance auch für die regionale Wirtschaft, denn dieses Vorgehen trägt auch zu einer regionalen Wertschöpfung bei. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung im Interesse nachfolgender Generationen.
Konsequente Nutzung neuer Energieträger
Wir dürfen uns nicht den Schwankungen des Weltmarktes und dessen Unwägbarkeiten aussetzen. Zukunftsgerichtete Kommunalpolitik setzt voraus, dass wir agieren statt reagieren und gerade in Hinblick auf Energieversorgung „vor die Lage“ kommen. Stadt und Albstadtwerke müssen deswegen umgehend in eine Fortschreibung der kommunalen Energie- und Wärmeplanung einsteigen. Dies unter Einbeziehung aller lokal vorhandenen Kapazitäten und unter Einbindung der Einwohnerschaft und der lokalen Wirtschaft. Wir haben die Chance, fossile Brennstoffe in großem Umfang zu ersetzen. Entscheidend ist hier eine dezentrale Energieversorgung: Neben den bereits bekannten neuen Technologien bestehen anderweitige, bislang wenig beachtete, Möglichkeiten: So etwa die Nutzung der Abwärme der Abwasseraufbereitung in der Kläranlage in Ebingen, Errichtung von Heizkraftwerken mit Betrieb durch Holz und Biogas sowie konsequentem Ausbau der Photovoltaik. Bereits bestehende Pläne der Stadt, auf städtischen Gebäuden Photovoltaikanlagen weiter auszubauen, müssen forciert werden. Auch hier gilt „umsetzen ist alles!“.
Zugleich muss umgehend genau untersucht werden, wo weitere öffentliche Gebäude verfügbar sind, an denen Photovoltaik und anderweitige nachhaltige Energieformen zum Einsatz kommen können.
In weiten Teilen der Bevölkerung wird der Einsatz von Freilandphotovoltaikanlage kritisch gesehen. Auch davor darf in Hinblick auf die angestrebte weitgehende Autarkie nicht zurückgeschreckt werden. Neben den bereits in Einsatz und Planung befindlichen Freilandphotovoltaikanlagen müssen weitere Standorte – auch mit hierzu bereiten Investoren – gesucht, ausgewiesen und umgesetzt werden. Dies unter Berücksichtigung der aktuellen Umweltstandards: Es geht nicht darum, die Natur mit Photovoltaikanlage „zuzupflastern“. Gefragt ist der richtige Mittelweg, zwischen möglichst schonendem Landschaftsverbrauch und optimalem Energieergebnis.
Neue Wärmenetze schaffen
Nutzung bereits vorhandener Potenziale – etwa Abwärme und andere dezentrale Kraftwerkskonstellationen – setzt voraus, dass kurzfristig ein Einstieg in die Schaffung von Wärmenetzen in den Stadtteilen erfolgt. Hierzu bestehen Potenziale, etwa im Bereich Ebinger Oststadt, in Tailfingen, wie auch – in enger Absprache mit den jeweiligen Ortschaftsverwaltungen – in den kleineren Teilgemeinden. Auch dabei können nicht einzelne Entscheidungsträger ausschlaggebend sein, es geht um ein Miteinander, um die Energiewende in Albstadt zeitnah und ressourcensparend umsetzen zu können. Zuwarten kommt nicht in Frage. Dementsprechend sind solche Quartierskonzepte schnellstmöglich zu entwickeln und umzusetzen. Hierbei gilt es, sämtliche bestehenden und neu kommenden Fördermöglichkeiten von Bund und Land auszunutzen, die explizit die Kommunen bei der Schaffung solcher Wärmenetze unterstützen, um dies in Zeiten schwieriger Haushaltslage umsetzbar zu machen. Auch hier muss Albstadt eine Vorreiterrolle als nachhaltige Kommune einnehmen. Erneut gilt: Chefsache!
Vorhandene Einsparpotenziale konsequent nutzen – Sanierung vorantreiben
Parallel zur Einführung neuer Energie- und Wärmetechniken müssen wir in der gesamten Stadt eine weitere Senkung des Wärme- und Energiebedarfs herbeiführen. Dies durch zügiges Fortschreiten bei Dämmungsmaßnahmen und Einsatz effizienter Haustechnik. Das sowohl bei öffentlichen Gebäuden, wie auch durch Unterstützung privater Eigentümer. Die konsequente Fortführung von Energieeinsparungsmaßnahmen für konsequente Liegenschaften ist notwendig, ebenso die Einbindung von Unternehmen und Wirtschaft in eine dauerhaft angelegte „Wärme- und Energiesparstrategie“. Dazu gehört auch die Ausweisung weiterer Sanierungsgebiete zur energetischen Stadtsanierung und eine konsequente Anwendung von Fördermöglichkeiten etwa der KfW. Im Idealfall wird für Albstadt eine „Sanierungsprämie“ mit Anhebung der energetischen Standards und der Integration einer Sozialkomponente bei Mietwohnungen und einer Erhöhung der Zuschüsse notwendig sein.
Auch in diesem Bereich müssen alle Beteiligten eingebunden werden. Eine Rolle spielt hier auch die kommunale Wohnbaugesellschaft AS-Wohnbau GmbH. Sowohl bei Neubauten, wie auch bei der Sanierung des Wohnungsbestandes, steht die AS-Wohnbau GmbH in der Pflicht, eine aktive Rolle bei der Umsetzung der lokalen Energiewende in Albstadt zu spielen. Erst recht gilt dies für den Auftrag der AS-Wohnbau GmbH in Bezug auf die Schaffung auch bezahlbaren Wohnraums für die einkommensschwächere Bevölkerung unserer Stadt. Gerade diese darf nicht zum Verlierer der Energiewende werden. Hier hat die Kommune eine besondere soziale und wirtschaftliche Verantwortung.
Verkehrswende fördern
Zu einer verantwortungsvollen Energiepolitik auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gehört, dass die Stadt Albstadt mit allen ihren Unternehmen dafür Sorge trägt, die Mobilität der Zukunft zu garantieren und auszubauen. Neben dem Ausbau der Bahnverbindungen sowohl durch den Talgang, wie auch in erster Linie auf der „Hauptstrecke“ Richtung Tübingen und Stuttgart muss alles daran gesetzt werden, die Elektrifizierung der Bahnstrecke auszubauen und einen attraktiven Fahrplan sowohl innerhalb der Stadt, wie darüber hinaus zu schaffen. Hierzu gehört auch die Anbindung der Haltepunkte einer künftigen Talgangbahn mit einem ebenso attraktiven Zubringerdienst. Hier muss an neue Technologien (Elektrobusse, selbstfahrende Fahrzeuge, Rufbusse u.a.) gedacht werden, ohne dass es Denkverbote geben darf. Neben einem bedarfsgerechten Ausbau der Radwegenetze in der Stadt und darüber hinaus muss besonderes Augenmerk aber auf den weiterhin notwendigen und vorhandenen Individualverkehr gelegt werden. Die Wende zu einer Elektromobilität wird nur dann gelingen, wenn auch im Albstädter Stadtgebiet ausreichende und schnelle Lademöglichkeiten vorhanden sind. Es darf keine wechselseitigen Zuweisungen von Zuständigkeiten hierfür mehr geben. In das kommunale Energiekonzept gehört deswegen die klare Definition von Anzahl und Position von Ladestellen, genauso wie die Schaffung eines möglichst staufreien Verkehrsflusses innerhalb der Stadt und darüber hinaus.
Transkript des obigen Videos
Die letzten Monate haben jedem unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger, vor allem aber auch unsere einheimischen Wirtschaft, gezeigt, dass wir nach wie vor viel zu sehr von althergebrachten Energieträgern abhängig sind. Durch die Krise müssen wir gemeinsam durch! Es gilt aber jetzt, für die Zukunft die Weichen für eine nachhaltige Energieversorgung und Wärmeversorgung unserer Heimat zu sichern. Und das bedeutet für mich, sollte ich gewählt werden, auch einen ganz klaren Einstieg in den Ausbau neuer Energieformen in unserer Stadt. Bioenergie, Solarenergie, all das muss angegangen werden. Wer dies jetzt nicht tut, der verkennt die Zeichen der Zeit.