Zum Nachlesen – mein Redemanuskript:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Albstadt,
mein Name ist Roland Tralmer, ich bin 55 Jahre alt, verheiratet, beruflich in unserer Heimatstadt als Rechtsanwalt tätig. Ich bin Ebingen aufgewachsen und seit vielen Jahren in unserer Stadt privat, ehrenamtlich und beruflich verwurzelt. Und wenn ich sage „unsere Stadt“, dann meine ich nicht Ebingen, sondern ich bin mit viel Herzblut „Albstädter aus Überzeugung.“
Meine Damen und Herren,
warum ich heute hier stehe und mich für das Amt des Oberbürgermeisters bewerbe? In den vergangenen Monaten kamen viele Mitbürgerinnen und Mitbürger, auch aus anderen Parteien, Vereinen, auf mich zu, mit der Bitte, ich möge mich zur Verfügung stellen. Zunächst habe ich den in meinem Verständnis „Rund-um-die-Uhr-Arbeitsplatz“ mit meiner Familie besprochen und ich bin froh, dass meine Familie und meine Ehefrau mir „grünes Licht“ gegeben haben, ebenso wie meine politische Heimat, die CDU. Ich verstehe meine Kandidatur aber keineswegs parteipolitisch. Auf Ebene der Kommunalpolitik geht es nicht um den Streit zwischen den Parteien, nein, es geht um das gemeinsame Diskutieren des besten Weges in die Zukunft für unsere lebens- und liebenswerte Stadt.
Die Zeiten sind nicht einfach, weder auf der Welt, noch in Albstadt. Die Zeitenwende hat uns erreicht, die wirtschaftliche Entwicklung ist unsicher, ebenso diejenige der städtischen Finanzen. Was ist deswegen wichtig?
Wichtig für die Stadt Albstadt sind gerade heute die Schlagworte „Vertrauen“, „Kommunikation“ und „Umsetzung“. Wir werden nur vorankommen, wenn die Mitbürgerinnen und Mitbürger – Sie alle – das notwendige Vertrauen in die Stadtverwaltung haben, die Zukunft zu meistern. Das heißt, dass Verwaltung, Gemeinderat und Politik offen kommunizieren, Sie vollumfänglich informieren und transparente, nachvollziehbare Entscheidungen treffen. Vor allem gilt es aber, diese dann auch umzusetzen!
Und zwar dort, wo es gilt. Wir haben 9 eigenständige Ortsteile, jeder einzigartig und mit besonderen Stärken. Stadtteile mit starken Ortschaftsräten, die weiter zu stärken sind und auf die gehört werden muss. Ich möchte ausdrücklich keinen Zentralismus in dieser Stadt, nein, Wissen und Lösungskompetenz vor Ort in den Stadtteilen muss genutzt werden. Genau das wird dazu führen, dass wir ausbauen, was dringend erforderlich ist: Ich möchte mit Ihnen an einem neuen und besseren Albstädter Selbstbewusstsein arbeiten. Wir brauchen uns als größte Stadt im Zollernalbkreis wahrlich nicht verstecken mit unserer einzigartigen Landschaft, unserer großen wirtschaftlichen Leistungsstärke und vor allem mit unserer engagierten Einwohnerschaft.
Und deswegen, sehr geehrte Damen und Herren, ist es für mich kein Wahlmotto, sondern schlicht eine Selbstverständlichkeit, das Gute in unserer Heimatstadt weiter zu stärken. Das versteht sich von selbst!
Wir müssen uns jetzt dem widmen, was schwierig und verbesserungsbedürftig ist. Mit Schönrednerei und Konzepten allein ist nichts gewonnen. Diese Stadt hat Pläne, Gutachten und Papiere für jeden Lebensbereich: Albstadtkonzeption 2030, Radwege-, Lärmschutz-, Tourismuskonzept – um nur einige Beispiele zu nennen. Woran es aber fehlt, sind die Themen „Umsetzung“ und der „rote Faden in der Kommunalpolitik„, mit einer Antwort auf die Frage:
Wo wollen wir hin? Wo steht Albstadt in 10 Jahren?
Mein Programm können Sie bereits seit Dezember im Internet nachlesen, was offensichtlich erfolgt ist. Sie werden deshalb in den heutigen Reden viel inhaltlich Gleiches hören. Immerhin freut es mich sehr, dass es augenscheinlich plötzlich so viele Übereinstimmungen bei Themen wie Wirtschaft, Fachkräften, Wohnen, Energie u.a. gibt.
Ich allerdings war bislang weder als Bürgermeister in der Verantwortung und hätte dies längst umsetzen können, noch haben sich meine bisherigen politischen Überzeugungen wegen des OB-Wahlkampfs plötzlich grundlegend geändert – sie bleiben bestehen.
Nicht alles aus unseren Konzeptionen wird sofort und zeitnah umsetzbar sein. Erst recht dann nicht, wenn die kommunalen Finanzen aufgrund erheblicher und so nicht hinnehmbarer Kostensteigerungen im Baubereich immer stärker eingeschränkt sind. Wir müssen deshalb Prioritäten setzen für unsere lebens- und liebenswerte Stadt.
Um voran zu kommen, müssen wir vor allem unsere Wurzeln kennen: Albstadt ist eine gewachsene Industriestadt, die Wirtschaftsmetropole im Zollernalbkreis, die diesen maßgeblich mitfinanziert. Deswegen ist eine gute Zukunft nur möglich, wenn wir den Wirtschaftsstandort Albstadt weiter stärken. Nicht die jährliche Diskussion um die Erhöhung der Gewerbesteuer bringt uns weiter, sondern die Stärkung des Standorts und seiner Arbeitsplätze. Das bedeutet, bestehende Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung zu pflegen und das Entstehen von Neuem zu unterstützen. Deshalb muss das Thema Wirtschaft wieder „Chefsache“ werden. Wir müssen die Wirtschaftsförderung ausbauen und sie direkt beim Oberbürgermeister ansiedeln. Der Oberbürgermeister muss regelmäßig den Dialog mit der örtlichen Wirtschaft von sich aus suchen. Er muss klären, welche Rahmenbedingungen der Wirtschaftsstandort Albstadt benötigt, um auch künftig – wohlgemerkt nachhaltig – zu wachsen und zu gedeihen. Es darf nicht dabei bleiben, dass einmal jährlich die IHK zu einer Diskussionsrunde einlädt.
So brauchen wir auch weniger teure Gutachten – etwa bei der Frage nach der Notwendigkeit neuer Gewerbegebiete. Denn vor neuen Gewerbeflächen sollten wir nicht zurückschrecken. Sie müssen aber ökologisch und nachhaltig sein. Auch der Tourismus sollte so weiter ausgebaut werden – nicht als Massentourismus, sondern als qualitativ hochwertiges und umweltverträgliches Projekt, von dem unsere Gesamtstadt und ihre Einwohner dann profitieren. Wenn uns dies gelingt, wird das mitunter unseren gebeutelten Handel wieder aufblühen lassen.
Zu einer lebens- und liebenswerten Stadt gehört aber viel, viel mehr: In Albstadt herrscht Fachkräftemangel. Da muss es doch möglich sein, bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Und zwar nicht nur schnelle, billig sanierte Wohnungen, sondern qualitativ ansprechenden Wohnraum. Hier gehen mir die Dinge zu schwerfällig. Im Fall meiner Wahl werde ich deswegen umgehend eine „Wohnraumoffensive“ angehen mit einer aktiven Grundstückspolitik, um bereits vorhandene innerstädtische Bauflächen städtisch ankaufen zu können. Dies kann nicht allein der „städtische Kümmerer“ machen. Hier darf sich der Oberbürgermeister nicht zu schade sein, selbst zu handeln, wenn es um wichtige Grundstücke geht.
Wir werden auch neue Baugebiete in allen Ortsteilen vorantreiben müssen. Nicht zur weiteren Zersiedelung der Landschaft, sondern zur Zukunftsvorsorge in einer wachsenden Stadt, die insbesondere für junge Familien wieder attraktiver werden muss. Dazu gehören unterschiedliche Bauformen, die Zusammenarbeit mit Investoren, die sich nicht mehr länger darüber beschweren dürfen, dass bei entsprechenden Anfragen nicht einmal ein Rückruf der Stadtverwaltung erfolgt. Hier muss unsere kommunale Baugesellschaft AS-Wohnbau wieder eine wesentlich aktivere Rolle spielen als bisher.
Zu unserer lebenswerten Stadt gehört auch ein sicheres und sauberes Umfeld. Wer leugnet, dass die Stadt Albstadt – insbesondere Ebingen – hier ein Problem hat, der irrt. Auf mein Drängen hin ist es gelungen, einen Schritt voranzukommen: Im Lauf dieses Jahres wird es sowohl neue Stellen und Maschinen beim Betriebsamt zur Stadtreinigung geben, wie auch – noch wichtiger – einen neu eingeführten kommunalen Ordnungsdienst mit polizeilichen Befugnissen, um das Sicherheitsgefühl unserer Bevölkerung insbesondere in Problembereichen und den Nachtstunden zu stärken. Beschlossen ist dies, hier gilt wiederum das Stichwort „jetzt umsetzen“.
Zur Lebensqualität gehört außerdem die Aufwertung unserer Teilorte, aktuell diejenige der Innenstadt Ebingen mit mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität, mit mehr Flächen, die die Einwohner zum Verweilen einladen. Wir brauchen mehr Angebote für alle Generationen, für Familien, Jugendliche und Senioren. Dazu gehört im Übrigen auch Barrierefreiheit, wo es geht, und ein funktionierender Verkehr, mit einem gut getakteten öffentlichen Personennahverkehr – bei dem es massiven Verbesserungsbedarf gibt – und ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrssysteme: Vom Auto über den ÖPNV bis zu Radfahrern und Fußgängern.
Lebensqualität bedeutet auch Kunst und Kultur, Vereine und Ehrenamt: Eine weitere Priorität auf meiner Liste: Unsere reichhaltige Kulturlandschaft mit Museen aber auch einer bunten privaten Kunst- und Kulturszene weiter zu fördern. Seit Jahren mahne ich die Verbesserung unserer Vereinsförderrichtlinien an. Auch hier möchte ich „nicht reden, sondern umsetzen“!
Daher gilt es auch zügig unser Hallenproblem in den Griff zu bekommen. Hier schlingert die Kommunalpolitik im Moment. Woran es fehlt, ist Vertrauen und Transparenz. Es ist deswegen wichtig, die aktuelle Beschlusslage des Gemeinderates so nicht umzusetzen, sondern mit Ihnen allen neu zu diskutieren, in Bezug auf Thalia, auf Festhalle Ebingen, auf die Sporthallen aber ebenso in Bezug auf die Frage, wann, wo und wie ggf. eine neue Kultur- und Veranstaltungshalle entstehen kann. Für mich gehört das zur Förderung von Ehrenamt und Vereinen: Ohne Ehrenamtliche, ohne Feuerwehr, DRK und Vereine ginge in unserer Stadt nichts mehr. Auch hier mangelt es an „Kommunikation“. Wir müssen stärker vernetzen zwischen unseren Ehrenamtlichen, wie auch zwischen den Vereinen und der Verwaltung. Darüber hinaus gilt es, das Ehrenamt zu schätzen. Mir persönlich ist es deswegen wesentlich wichtiger, statt des bisherigen Bürgerfestes künftig einen Tag des Ehrenamtes in unserer Stadt zu begehen, der genau dazu dient: Vernetzung, Informationsaustausch und Würdigung des Ehrenamtes! Die Verwaltung sollte künftig flexibel auf die Wünsche und Anliegen von Vereinen reagieren. Bislang hebt sie heraus, was alles nicht geht. Ich will gemeinsam mit Ihnen daran arbeiten, ehrenamtliches Wirken wertschätzend in die Tat umzusetzen.
Des weiteren gehören zu hoher Lebensqualität Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen: Wir sind hier in den vergangenen Jahren auf einem guten Weg. Dieser muss aber zügig weitergegangen werden. Nicht allein bei baulichen Maßnahmen. Nein: Wir brauchen mehr Kindertagesplätze ebenso wie eine flächendeckende Schulversorgung unter dem Gesichtspunkt „kurze Beine, kurze Wege“ mit flexiblen Betreuungsangeboten. Und wir brauchen ausreichend Fachkräfte, und Lehrerinnen und Lehrer sowie in den Schulen eine zeitgemäße technische Ausstattung.
Sie ist schon lange überfällig genauso wie das entschlossene Vorantreiben der Energiewende in Albstadt. Den Ausbau von Solarenergie in unserer Stadt – privat und öffentlich – möchte ich angehen, ebenso wie wir den Einstieg in dezentrale Energieversorgung unter Nutzung einheimischer Energieträger aus Biomasse und anderen Quellen vorantreiben müssen. Dies muss gelingen, nicht von heute auf morgen, aber wenn wir jetzt beginnen mit einer klaren Zukunftsperspektive zum Wohl unserer Stadt!
All das, meine Damen und Herren, wird nur gelingen, mit einer bürgerfreundlichen und digitalisierten Verwaltung. Wir müssen den Dienstleistungsgedanken in der Verwaltung dieser Stadt wieder verwurzeln. Auch das im Zeichen der Digitalisierung: Ins Rathaus muss künftig nur, wer aus zwingenden Gründen dort persönlich erscheinen muss. Alles andere muss in der heutigen Zeit auf digitalem Weg möglich sein. Der Gedanke, Verwaltung sei „Obrigkeit“ muss verschwinden. Verwaltungschef und Verwaltung selbst sind Dienstleister für die Einwohner dieser Stadt. Es ist deswegen für mich selbstverständlich, dass der Oberbürgermeister künftig nicht nur Sprechstunden im Ebinger Rathaus abhält, sondern zu den Bürgerinnen und Bürgern in die Ortsteile kommt zu Sprechstunden vor Ort, zu Zeiten, die problemlos wahrnehmbar sind.
Es sind dicke Bretter, die für die Zukunft Albstadts zu bohren sind. Allein kann das keiner schaffen. Im familiären Bereich bedanke ich mich deshalb bei meiner Frau Kristina, die mir die letzten Wochen den Rücken frei gehalten hat und bereit ist, dies auch in Zukunft zu tun.
Aber wir zusammen, Verwaltung, Gemeinderat und Sie alle können diese Herausforderungen meistern. Im vertrauensvollen Miteinander und auf Augenhöhe. Gehen wir es deswegen gemeinsam an, mit Zuversicht, Vertrauen, Schaffenskraft und Willensstärke, aber stets auch mit gegenseitigem Respekt und Humor. Dies alles hat unsere Heimat und dem will ich mich in den kommenden 8 Jahren gerne mit ganzer Kraft widmen. Dafür bitte ich Sie am 5. März 2023 herzlichst um Ihr Vertrauen!